In der Geschichte der Menschheit ist die Unfreiheit seit jeher verbreitet. In der Antike machten fast alle Völker von der Sklavenarbeit Gebrauch. Auch gab es keine Diskussionen um das Für oder Wider der Sklavenhaltung. Sklaven gehörten zum Gesellschaftsleben dazu. Die Sklaven, die von ihren Herren die Freiheit wieder geschenkt bekamen, hielten sich, sofern sie es sich leisten konnten, dann ebenfalls wieder Sklaven. Um eine der Menschenwürde angemessenere Behandlung der versklavten Völker zu erreichen, wurde mitunter der Begriff des totalen und damit vollständigen Leibeigentums begrenzt. Aber es gab deutliche Unterschiede zwischen der Sklavenhaltung in der Antike und der amerikanischen. In den USA wurde die Sklaverei ausschließlich über die Zugehörigkeit einer Rasse definiert. Versklavt wurden nur schwarze Afrikaner und Indianer, da man ihn ihnen eine 'unterlegene' und 'unterentwickelte' Rasse sah. Die Volker der Antike, so zum Beispiel die Römer und die Griechen, versklavten die unterlegenen Kriegsgegner, Aufständische, Rebellen und auch ihre eigene Bevölkerung, wenn es die Gesetze zuließen. Der Gedanke nur die 'unterentwickelten Völker' zu versklaven, war ihnen fremd, ja im Gegenteil, viele Römer hielten sich griechische Sklaven, nicht zuletzt, weil sie deren Kultur als hochwertiger, weiter entwickelter ansahen, als die eigene. So konnte in der Antike - und das ist ein weiterer Unterschied zu dem amerikanischen System - ein Sklave eines Tages die Freiheit erlangen.
1619 'importierten' englische Seefahrer eine kleine Anzahl an Sklaven nach Jamestown, Virginia. Eine im Gesetz verankerte Anerkennung, die ihren legalen Status regelte, hielt man angesichts der geringen Zahl für nicht notwendig. Sie unterlagen lediglich der 'Limited Servitude'; dieser Status kam dem der ebenfalls versklavten Indianer und den Dienern gleich. Erst 1641,als die Zahl der Sklaven wuchs, regelte die Kolonie Massachusetts deren Status,1650 folgte Connecticut und 1661 Virginia. Aber die erlassenen Gesetzte, die die Kolonien hier verabschiedeten, regelten auch nur die Behandlung von entlaufenen Sklaven. So sei nur als Beispiel der 'Code Noir' von 1685 erwähnt, der von den Gesetzgebern als sehr human angesehen wurde. Dieser sieht folgende Strafen für die Flucht vor: einem Sklaven, der zum ersten Mal auf der Flucht war, werden beide Ohren abgeschnitten und er wird auf einer Schulter gebrandmarkt. Flüchtet er ein zweites Mal, wird ihm ein Knie gebrochen und auch noch die andere Schulter gebrandmarkt. Ein dritter Fluchtversuch wird mit dem Tod bestraft. Erst während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1776-1783) wurden die Gesetze in Bezug auf die rechtlichen, politischen und sozialen Statuten gegenüber ihren Haltern geregelt. Selbst die Sklaven erhielten einige Rechte zugesprochen. So hatten sie das Recht auf Absicherung im Alter und bei Krankheit, sie durften ihre Religion ausüben, heiraten und sogar eine Freizeitregelung war vorgesehen.
Jetzt gab es zwar Gesetze, welche die Sklavenhaltung regelten, aber fast niemand hielt sich daran. So waren sie nur allzu oft der Willkür ihrer Herren ausgesetzt und wurden gequält und mit härtesten Strafen zur Disziplin und zum Gehorsam genötigt. Menschenrechte wurden auf das Äußerste mißachtet. Sklavinnen wurden von ihren 'Mastern' regelmäßig vergewaltigt, Familien wurden durch den Weiterverkauf voneinander getrennt, Verstümmlungen, das Auspeitschen, Aneinanderketten, ja sogar der Mord an Sklaven war nichts Seltenes. Und obwohl Mord an den Sklaven gesetzlich untersagt war, wurde er nur sehr selten geahndet.
Als im 17. Jahrhundert in den südlichen Kolonien in der Landwirtschaft im großen Stil der Plantagenanbau eingeführt wurde, wuchs der Bedarf an Arbeitskräften so rapide, das die Plantagenbesitzer nur mit der Hilfe von versklavten Landarbeitern die Arbeiten erledigen konnten. Aber nicht nur der Süden fand Gefallen an diesen billigen Arbeitskräften, auch die Kolonien im Norden fanden es mehr und mehr schicklich, auch Sklaven zu halten. Während die Sklaven in den südlichen Kolonien schwere, körperlich harte Fronarbeit leisten mußten, wurden die Sklaven in den nördlichen Kolonien fast ausschließlich nur als Hauspersonal beschäftigt. Viele Amerikaner verabscheuten den Handel mit Menschen (Sklaven) und sahen in ihm einen Widerspruch zu den Grundsätzen der Freiheitsdeklaration an.
Männer wie George Washington, Thomas Jefferson, Benjamin Franklin und James Madison dachten ähnlich. Die Diskussionen zur Abschaffung des Sklaverei begannen. Einige wollten sie schrittweise abschaffen, andere wollten sie sofort für beendet erklären. Auch in Europa wuchs die Gruppe der Gegner der Sklaverei und Befürworter für die Abschaffung des Sklavenhandels. Das kleine Dänemark machte 1792 den Anfang. England folgte 1807 und im Jahr darauf war man auch in der 'Neue Welt' soweit. Um das Jahr 1800 betrug die Anzahl der Sklaven in den USA fast 900.000 Männer, Frauen und Kinder. Ungefähr 40.000 davon fristeten ihr Dasein in den Nord-Kolonien. Die Staaten New Jersey, Massachusetts, Rhode Island Pennsylvania Connecticut, New York und Vermont ließen 1804 ihre Sklaven frei. Als England 1814 auf dem Wiener Kongreß seinen Einfluß geltend machte und Druck auf die anderen europäischen Staaten ausübte, verabschiedeten fast alle europäischen Staaten Gesetze, die den Handel mit Sklaven untersagten. Um sicher zu gehen, dass das Verbot des Sklavenhandels auch eingehalten wird, schlossen die Engländer mit den Vereinigten Staaten 1842 einen Vertrag. Er ging in die Geschichte unter dem Namen 'Ashburton Treaty' ein. Dieser sah vor, dass die beiden Länder Marine Einheiten im Atlantik kreuzen ließen, um sich so gegenseitig zu kontrollieren. Der Nachschubmangel an 'Menschenmaterial' sorgte bei vielen Sklavenhaltern in den südlichen Kolonien für ein Umdenken. Sie wußten, das es fortan unmöglich sein würde, neue Sklaven zu importieren. Also mußten sie von nun an 'pfleglich' mit Ihnen umgehen. Sehr zum Bedauern der freiheitsliebenden amerikanischen Bevölkerung und einiger Politiker dauerte die Sklaverei in den Südstaaten noch bis in den amerikanischen Bürgerkrieg hinein an. Ein Jahr vor Ausbruch des amerikanischen Bürgerkrieges hielten sich die Südstaaten noch fast 4 Millionen Sklaven. Erst als der amerikanische Präsident Abraham Lincoln am 22.9.1862 eine Proklamation zur Beendigung der Sklaverei herausgab, änderte sich auch dieser Zustand.
Die Proklamation 'Emancipation Proclamation' sah vor, dass alle Sklaven am 1.1.1883 frei sein sollten, das die Regierung und die Bevölkerung die Freiheit der Personen anerkennen solle und das nichts unternommen werden durfte, um ihnen die Freiheit vorzuenthalten.
Die Proklamation des Präsidenten in gekürzter Form:
Hiermit befehle ich, Abraham Lincoln, Präsident der Vereinigten Staaten, an diesem ersten Januar 1863, kraft meines mir verliehenen Amtes, als Oberbefehlshaber der Armee und Marine der Vereinigten Staaten, in Zeiten der bewaffneten Rebellion gegen die Autorität und Regierung der Vereinigten Staaten, als notwendiges und angebrachtes Mittel, und in Übereinstimmung mit meinen Pflichten, die besagte Rebellion zu unterdrücken, und ich verkünde öffentlich für die volle Periode von 100 Tagen vom oben angeführten Tag, dass folgende Staaten und Teile der Staaten mit deren Bürgern Teil der Vereinigten Staaten sind, obwohl ihre Bürger sich gegenwärtig im Zustand der Rebellion gegen diese befinden, und das sind:
Arkansas, Texas, Louisiana .... .einschließlich der Stadt New Orleans, Missisippi, Alabama, Florida, Georgia, South Carolina, North Carolina und Virginia, und für diese ausgenommenen Teile, die oben genau aufgelistet sind, gilt der frühere Zustand, als ob diese Proklamation niemals ausgesprochen worden wäre.
Und kraft meiner Macht und wegen der oben genannten Pflichten, befehle und erkläre ich hiermit, dass alle als Sklaven gehaltenen Personen in besagten Staaten und Teilen dieser Staaten, fortan frei sein sollen, und dass die Regierung der Vereinigten Staaten, eingeschlossen die Militär- und Marine Behörden, die Freiheit der besagten Personen anerkennen und erhalten sollen.
Und so ermahne ich hiermit alle für frei erklärten Menschen, aller Gewalt zu entsagen, es sei denn in notwendiger Selbstverteidigung; und ich empfehle ihnen, in allen erlaubten Fällen, getreu für einen vernünftigen Lohn zu arbeiten.
Weiterhin erkläre ich und gebe bekannt, dass jene Personen, die körperlich und geistig gesund sind, in die Armee der Vereinigten Staaten aufgenommen werden, um Stellungen, Befestigungen und andere Örtlichkeiten zu Verteidigungszwecken zu besetzen, und auch um Schiffe aller Arten zum selben Zweck zu bemannen.
Und für diese Maßnahme, die wir aufrichtig für notwendig und für verfassungsgemäß halten, erbitte ich ein gewogenes Urteil der Menschheit und das Wohlwollen des allmächtigen Gottes.
Um all dies zu bezeugen, habe ich meine Unterschrift und das Siegel der Vereinigten Staaten daruntergesetzt. Im Jahre des Herrn 1863.
Abraham Lincoln
Mit dieser Proklamation war die Sklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika offiziell für beendet erklärt. Die 'Emancipation Proclamation' wurde als 13. Zusatz zu einer der bekanntesten Dokumente der amerikanischen Verfassung. Aufgenommen wurde sie nach der Beendigung des Bürgerkrieges im Dezember 1865.