doin' fine, thanks!
Als in Nordamerika lebende Deutsche bin ich mit meinem Schulenglisch von Anfang an gut zurecht gekommen. Die einzige Frage, die mich bereits bei meinem ersten Trip nach Amerika 1991 verlegen machte und bis heute sprachlos werden läßt, wird mir mindestens 10 Mal am Tag gestellt. Daß mir die Beantwortung so schwer fällt, liegt nicht daran, daß ich die Frage nicht verstehe oder die Antwort nicht weiß, ganz im Gegenteil: es ist allgemein bekannt, daß kein überdurchschnittlicher IQ verlangt ist, um die Frage „Wie geht es Dir/Ihnen?“ zu beantworten.
Tröstend für mich ist, daß viele Deutsche, die ich nach ihren Erfahrungen mit „How are you?“ frage, anfangs Beantwortungsschwierigkeiten haben, da diese Frage häufig und in für Deutsche ungewöhnlich erscheinenden Situationen, gestellt wird.
Um diesen deutsch-amerikanischen Kulturunterschied leichter zu überwinden, beobachte ich täglich Amerikaner und deren Umgang mit „How are you?“ - z.B. beim Einkaufen, am Telefon oder im Aufzug.
Meistens höre ich folgenden Antworten:
Not too bad - How are you?
Fine - How are you?
Fine - thanx.
Thanx - not too bad.
Good, good, good.
Good - how are you?
Thank you fine - how are you?
O.K.
Thank you. I am doing fine.
Klingt logisch und einfach. Schön für jene Amerika Besucher, welchen Antworten im american style aus dem Mund sprudeln - für alle anderen als kleiner Trost - that's how I do:
Überzeugt davon, daß ich endlich kulturell kompatibel bin, enthusiastisch und hungrig darauf mich in der Praxis zu beweisen, betrete ich einen Department Store.
Während ich mir die Waren ansehe, richtet ein freundlicher Verkaufsassistent die Frage an mich: 'Hello, how are you?' ... ein verlegenes Lächeln und bestenfalls ein „HI oder Hello“ in der Lautstärke eines Mäusepieps kommt über meine Lippen, und gleich darauf rasen Gedanken der Enttäuschung und der verzweifelte Wunsch, doch in Amerika geboren zu sein durch meinen Kopf ... werden jemals die freundlichen Umgangsformen der amerikanischen Gesellschaft in mein deutsches Fleisch und Blut übergehen? Mein Ergebnis ist traurig aber wahr, ich gebe dennoch die Hoffnung nicht auf und freue mich auf den Tag an dem ich ein freundliches und selbstsicheres „Doin' fine. How are you?“ als Antwort gebe - Gelegenheit zum Üben gibt’s ja reichlich.
.