Kopfgeldjäger ist heute noch ein Beruf in den USA
Dead or Alive
Beim Begriff Kopfgeldjäger fallen den meisten Menschen jene verwegenen Typen ein, die in den Zeiten des Wilden Westens, auf einem Pferd reitend, von Stadt zu Stadt zogen, in ihren Satteltaschen
Dutzende von Fahndungsplakaten verstaut hatten und den schußbereiten Colt immer in Griffhöhe ihrer Hände hatten.
Den brauchten sie auch, denn in der Regel lautete der Text auf den Fahndungsplakaten stets "Dead or Alive".
Jenen Männern war es vollkommen egal, wie sie die Flüchtigen den zu ständigen Justizbehörden wieder zuführten.
Es ist anzunehmen, dass viele von ihnen nach der Devise - nur ein toter Flüchtling macht keine Probleme mehr
- handelten.
Der Kopfgeldjäger war in jenen Tagen -und daran hat sich bis heute nichts geändert- nur an den Belohnungen interessiert, die für die Flüchtigen ausgelobt waren.
KautionHeutzutage treten Kopfgeldjäger oder wie sie in Amerika genannt werden: "Bounty Hunters" nur noch im Auftrag von "Bail Bondsmen" in Erscheinung.
Aber der Reihe nach. Als erstes betritt der Bail Bondsman die Bühne: das sind Männer, Frauen oder Agenturen, die Kautionen stellen und zwar nur dann, wenn der verhaftete Tatverdächtige
selbst keine finanziellen Möglichkeiten hat, durch das Hinterlegen einer Kaution von der Untersuchungshaft befreit zu werden. Der Tatverdächtige verpflichtet sich hierbei, die Kaution plus Zinsen zurückzubezahlen und zu seinem Gerichtstermin pünktlich zu erscheinen. Ist es absehbar, das der mutmaßliche Täter nicht zu seinem Gerichtstermin erscheinen wird, droht die hinterlegte Kaution zu
verfallen.
Es ist verständlich das die Bail Bondsmen nur die
sogenannten "guten und zuverlässigen" Beschuldigten als Kunden haben möchten. Aber bei der Menge an mutmaßlichen Tätern und Konkurrenten ist es sehr oft nicht möglich, sich
eben die "Guten" heraus zu picken. Meistens geht das Spiel für den Bail Bondsmen gut
aus; wenn der Tatverdächtige aber nicht zu dem angesetzten Termin erscheint, werden die Bail Bond Agenturen nervös. Schließlich sind Bürgschaften in Höhe von 50.000 US Dollar und höher im amerikanischen Justitzsystem keine Seltenheit. Um sich gegen solche finanziellen Risiken abzusichern, versuchen viele Bail Bondsmen die geleistete Bürgschaft auf die Familienangehörigen der Beschuldigten zu übertragen. Wenn dies gelingt, dann ist im Falle einer Flucht klar, das die Familienmitglieder mit den Bail Bondsmen zusammenarbeiten. Denn die Kautionssumme, wie hoch sie auch immer sein mag, droht binnen einer
Frist, die bei einigen Bundesstaaten bei 30 Tagen und bei anderen
Staaten bis zu zwei Jahren liegen kann, zu verfallen, wenn der Beschuldigte nicht zum festgelegten Termin vor dem Richter erscheint.
Bounty HunterIst dieser 'worst case' erst einmal eingetreten, d.h. der Beschuldigte ist geflohen, dann beauftragen die Bail Bondsmen die Bounty
Hunter, um den Flüchtigen ausfindig zu machen und ihn der Justiz zum vorgegebenen Zeitpunkt zu überstellen. Dies allerdings nicht wie vor gut 100 Jahren mit der Order "Dead
or Alive", sondern "Bring'em back alive" gemacht... eine zeitgemässere Parole.
Bounty Hunter kann in den USA
jeder werden, sogar Kriminelle dürfen sich auf die Jagd
nach Ihresgleichen machen. Zwar agieren die Kriminellen
unter den Bounty Huntern zum Teil sehr erfolgreich im
Unterweltsmilieu, aber leider missachten sie dabei auch
nur allzuoft die bestehenden Gesetze und bringen dadurch
das Renommee der Berufsgruppe in Mißkredit.
Oft, sehr oft auch, steckt die pure Abenteuerlust
hinter dem Berufswunsch. Aber für diese Gruppe von
Bounty Huntern gilt, dass sie zuviel ferngesehen haben.
Es braucht eine Menge an Erfahrung, Fingerspitzengefühl,
psychologisches Einfühlungsvermögen, exzellenten
Spürsinn und last but not least auch physisches
Durchsetzungsvermögen, um diesen Beruf erfolgreich
ausführen zu können.
So sind es auch nur
wenige, die erfolgreich in diesem Metier arbeiten. Für die Tätigkeit erhält der Kopfgeldjäger meist 10 Prozent der Kaution als Prämie. Oft sind das nur ein paar hundert lausige Dollar. Die Prämie kann aber je nach Schwierigkeitsgrat des "Falls" auch wesentlich höher sein.
Zimperlich verhalten sich die
Prämienjäger auch nicht gerade, wenn es darum geht, den
oder die Verdächtigen zu stellen. Es kommt nicht selten
vor, dass es während der Jagd zu körperlicher Gewalt und
zum Einsatz von Schußwaffen kommt.
Der große Vorteil der Bounty Hunter im Vergleich zu den Staatsorganen besteht darin, dass sich die privaten Kopfgeldjäger nicht so streng an die
Auflagen halten müssen, die für die staatlichen
Verfolgungsorgane gelten, z.B. dürfen sie die Verdächtigen auch über Staats- und Landesgrenzen hinweg verfolgen und festnehmen.
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